Der blaue Zirkon hat Ratanakiri Weltbekanntheit in der Edelsteinszene verliehen. In keiner anderen Gegend der Welt kommen blaue Zirkone in selbiger Qualität, Farbe und Größe vor. Mich persönlich haben die Zirkone vor acht Jahren nach Ratanakiri gebracht, als ich noch mit Edelsteinen gehandelt habe.
Der Zirkon (nicht zu verwechseln mit dem synthetischen Zirkonia) hat einen hohen Brechungsindex, wodurch die Steine stark glitzern – viel stärker als Sapphire und Rubine. Man spricht hierbei auch von Feuer in den Steinen, was sie beinahe wie Diamanten aussehen lässt. Tatsächlich werden weiße Zirkone in Schmuck auch als Diamentenalternative eingesetz.
Der Abbau
Die Abbaugebiete für den blauen Zirkon erstrecken sich nordöstlich von Banlung von Boloy über Bar Kaev bis südöstlich nach Lumphat. Obwohl die Steine seit vielen Jahrzenten abgebaut werden, existieren bis heute noch beachtliche Vorkommen. Meist befinden sich die Minen versteckt in Kautschuk- und Cashewplantagen.
Die wertvollen Steine werden ausschließlich in kleinen Minen ohne den Einsatz von Maschinen gefördert. Die Minenarbeiter graben von Hand senkrechte Schächte von bis zu 13 m Tiefe, bis sie auf die edelsteinreiche Kieselschicht stoßen. Dann graben sie waagerecht weiter und verbinden mehrere Schächte miteinander. Das Verbinden der Schächte hat zwei Gründe: 1) Risikominimierung; falls ein Schacht einbricht, gibt es weitere Ausgänge. 2) Luftzirkulation. Die waagerechten Schächte werden mit Hölzern gestützt. Die Erde und der Kies werden mit Eimern an die Oberfläche gefördert und dort gesiebt. Ein Tagebau und kommerzielle Minen existieren nicht.
Die Minenarbeiter sind quasi pseudounabhängig. Sie arbeiten entweder für den Landbesitzer oder einen Investor, der das Land gepachtet hat. Aber anstatt eines festen Lohnes zu erhalten, verkaufen sie die gefunden Edelsteine an den Landbesitzer oder Investor.
Hitzebehandlung der Zirkone
Wenn die Zirkone gefördert werden, sind sie alles andere als blau. Die Steine sind orange, bräunlich bis rot und erst durch eine Hitzebehandlung werden sie blau. Die Behandlung findet in den meisten Fällen in Banlung statt.
Umgebaute Öltonnen dienen als Ofen, befeuert wird mit Kohle. Die Zirkone werden in einen Schmelztiegel gefüllt, welcher luftdicht versiegelt wird. Dieser Schritt ist sehr wichtig, denn wenn Sauerstoff während des Brennvorgangs an die Zirkone gelangt, findet nicht die gewünschte chemische Reaktion statt und die Steine verblassen, anstatt blau zu werden. Die Behandlung dauert nur 45 bis 60 Minuten und dabei werden Temperaturen von knapp 1.000 Grad erreicht.
Wichtig zu wissen ist, blaue Zirkone werden lediglich hitzebehandelt. Es wird kein Gas oder fremde Elemente hinzugefügt, wie es bei Saphiren und Rubinen oft der Fall ist. Und, wenn ein Händler meint, dass seine blauen Zirkone natürlich und nicht hitzebehandelt sind, ist das schlicht und einfach nicht korrekt. Ich habe jahrelange Erfahrung mit Zirkonen gesammelt, viele viele Kilos Rohsteine frisch von den Minen gesehen und noch NIE ist mir ein von Natur aus blauer Zirkon untergekommen.
Übrigens werden beim Brennvorgang nicht alle Zirkone blau. Manche werden lediglich ganz leicht blau oder weiß und grau. Diese Steine werden noch einmal gebrannt für eine längere Zeit bei höherer Hitze und mit Zugang zu Sauerstoff, wodurch ein strahlendes Gelb, Rot oder Orange in den Steinen erreicht werden kann.
Der Handel
Der Großteil der geförderten blauen Zirkonen wird in Banlung geschliffen und nach Chanthaburi, Thailand exportiert. In Chanthaburi ist ein sehr etablierter Edelsteinmarkt, wo mit Steine aus der ganzen Welt gehandelt wird und wo internationale Käufer für Juweliere und Schmuckmarken ihre Edelsteine beziehen.
Ein kleinerer Teil der Steine wird lokal in Ratanakiri und anderen Gegenden in Kambodscha verkauft. Mit der immer stärker werdenden Kaufkraft der Kambodschaner wird dieser Anteil vermutlich in Zukunft zunehmen. Ab und zu kommen auch Käufer aus Thailand, Indien oder westlichen Ländern nach Ratanakiri, um Kontakte im Markt zu knüpfen und blaue Zirkone direkt von der Quelle zu kaufen.
Es gibt keine offiziellen Zahlen, für wie viel Kambodscha jährlich Zirkone exportiert. Meiner persönlichen Einschätzung nach dürfte die Zahl im einstelligen Millionenbereich liegen.
Weitere Edelsteine, die in Ratanakiri vorkommen
In den Zirkonminen werden vereinzelt blaue Saphire und Granat gefunden. Es gibt sogar eine Stelle weitab der Zirkonminen, wo die Saphire nur 30 cm tief in der Erde liegen und in kleinen Waldbächen zu finden sind. Von dort stammen die beiden Saphire unten in den Fotos. Leider sind die Ratanakiri-Saphire sehr dunkel und lassen kaum Licht durch, daher haben die Saphire auf dem internationalen Markt (noch) keine Bekanntheit erreicht. Eventuell lassen sich die Sapphire durch gewisse Behandlungsmethoden marktfähig machen.
Westlich von Banlung in Richtung Steng Treng gibt es noch ein paar Amethystminen in den Bergen.
PS: Ein Besuch bei den Minen ist Teil der 14 Tage Explorer Tour. Wir organisieren aber auch Tagestouren zu den Minen unabhängig von der 14 Tages Tour. Schreiben Sie uns bei Interesse einfach an.